Playlist für Zahlen

[1]
Bleibt,
erster Track im Set,
spürbar,
schwer.
Läuft sowieso.
(Opening-Nummer, na klar. Die Hoffnung, dass der Rest auch so gut wird wie die erste Kippe nach drei Wochen Pause.)



<<<3<<<
Schon geteilt,
schon Stimmen,
wie Vocals im Echo.
Ineinander geschoben,
nicht mehr zu trennen.
(Drei ist schon Crowd. Ab hier muss man anfangen, die Leute zu mögen, sonst geht’s nicht.)



||11||
Eine Reihe,
zwei Stellen,
zu viel für die Hand.
Zwei Ziffern,
out of Sync.
(Zwei Einsen nebeneinander. Sieht aus wie Stäbchen. Nur dass ich nie mit Stäbchen essen konnte. Zu viel Konzentration, zu wenig Reis.)



### 27 ###
Ein Haufen,
ein Schwarm.
Samples im Loop,
zu dicht,
kein klarer Drop.
(Irgendwo in der Mitte des Abends. So viele Gesichter, so viele Drinks. Ich kann mich nur an die Barhocker erinnern, die zu hoch waren für meine Nacht.)



100 BPM
im Kopf,
wie Herz im Maschinenraum.
Ein Puls,
der trägt.
(Hundert Beats in der Minute. Also: tanzbar, aber nicht zu sehr. So wie ein Gespräch, das nie ins Peinliche kippt, aber auch nie wirklich gut wird.)



[CAT:0204]
Ein Register,
eine Catalog-ID,
wie im Label-Archiv.
Ein Beat,
ohne Bass.
(Katalognummern sind für Leute, die alles ordentlich abheften. Ich habe nicht mal eine Schublade, die nicht klemmt.)



9 0 5 7
So groß wie Nebel,
so ungenau wie Staub.
Eine Streamingzahl,
die niemand,
mehr fühlt.
(Zahlen, die niemand mehr versteht. Streams, Klicks, Follower. Jemand schreibt mir: ‚Krass, 9.000!‘ – Ich schreibe: ‚Ja.‘ Und lösche die App.)



Und doch.
Eins bleibt,
im Kern,
ungeteilt.
Der Grundton,
der trägt.
(Am Ende ist es immer der gleiche Ton. Lauter. Leiser. Ducking. Ich rede mir ein, das reicht.)



Frederik Rentrop
2 0 1 4