Sie stolpert durch die Stunden.
Der Kopf schwer, die Sicht nur ein Spalt.
Raus will sie, raus aus dem Käfig. Irgendwas.
Über ihr hängt ein kaltes Licht, leuchtstoffgrau.
Sie sieht es nicht, will es nicht sehen.
Das Zimmer ist muffig, warm, überfüllt von Nähe.
Sehnsucht glimmt wie ein Funke im Wind.
Dunkel zieht sie tiefer.
–
Sie ist nah und gleich wieder weg,
scheu wie ein Streuner.
Eine Blume blüht, eine andere ahnt.
Ich flüstere von Straßen, Nebel, Flucht.
Sie hört halb, doch etwas bewegt sich.
Ihr Herz schlägt schief, ein fremder Takt.
Ein Ton greift, nimmt sie mit.
Hoffnung taucht auf, dünn wie Asche im Wind.
Glut, noch kein Feuer.
––
Am Rand halte ich sie.
Ein Puls zuckt, neu, wo keiner war.
Sie atmet auf, ein Hauch, ein Hall.
Ein Riss im Kern, plötzlich offen.
Was verschlossen war, springt auf.
Die Schwelle splittert.
Zeit beginnt neu.
–––
Ihr Blick brennt, Funken in der Luft.
Ein Schwur, kaum hörbar, fällt in die Stille.
Zweifel sinkt ab.
Ein Band entsteht, roh, ohne Schmuck.
Sie will Sturm.
Keine Ruhe.
~
Meer rauscht im Kopf, Asphalt hämmert im Ohr.
Ihr Leib glüht, vertraut.
Ein Strom bricht los, wild und zart zugleich.
Herz gegen Herz. Ein Ruck.
Schmerz blüht, sie errötet.
Sie atmet tief, will Pein tauschen gegen Lust.
Ein Fluss läuft an, klar und gefährlich.
Trieb erwacht, süß und falsch.
Ein Schrei zerreißt die Luft.
Flamme tanzt. Glut bleibt.
Ein Beben macht sie frei.
––
Ich gehe vor. Sie sieht.
Ein Quell tritt aus, wird Wort, wird echt.
Zwei Ströme, eine Zeit, ein Fluss.
Ihr Schritt zeigt, was bleibt.
Der Grund ist weich, fast geweiht.
Wandel schützt. Schmerz wird klein.
Licht bleibt im Kern, ein Ort, der hält.
Sie kennt ihn. Er lässt nicht los.
–––
Ein Keim bricht durch. Schatten verglühen.
Das Neue brennt. Asche fliegt.
Das Herz frei, beschämt und hell.
Alles, was sie trug, hat jetzt Gewicht.
Die Knospe reißt auf. Rose lebt.
Sie trägt etwas Neues, aus Licht und Dreck.
Ihr Körper flimmert, ein Stern im Dunst.
–
Und über allem hängt der Flutmond.
Er hält.
––
Die Nacht zersplittert.
Sie bleibt – nicht nur stehen – sondern getragen.
–––
Ein Leuchten, das bleibt.
~
Ein Halt, der nicht weicht.
~~
Und sie weiß: jetzt ist sie ganz.
––––
Frederik Rentrop
2015
Schlagwort: Liebeslyrik
- 
Flutmond
 - 
A Glow Between
A tilt in air, a shift unspoken,
a pulse that passed, a gate unopened.
The yearning between us remained implied,
until the silence widened inside.
The embrace endured, not called nor claimed,
a current withheld, yet still untamed.
Not a single surface kept the force beneath,
a touch left the bound in desire, without a sheath.
–
Let rhythm hold what form denies,
we crossed before the question lies.
–
Tension gathered where no one led,
a gesture paused before it spread.
The margin gripped, then bent askew,
a longing that met us halfway through.
Her skin a shine that softly gleam,
Her moan a glow that gently stream.
Her warmth a spark that hums in mine,
what lingers fades, yet leaves no sign.
–
No sound endured, no thread to tie,
all slipping grew faint, yet drifted by.
–
We burned through the dark, still aching for more,
yet stepped from the threshold we couldn’t ignore.
The pull stayed behind like a breath in the air,
locked the two in stillness, though we’re no longer there.
If day breaks in, we stay aligned.
No shore, no scene,
just a glow
between.
–
Frederik Rentrop
Portland, 2013 - 
Refrain
Du lehnst dich vornüber,
das Licht bricht hart auf deinen Schultern,
wie Schweiß, der auf deiner Haut flimmert.
Ich find dich dort,
wo Haut zu Fieber wird,
wo jeder Schritt die Luft in Streifen schneidet.
–
Nichts bleibt stehen,
nicht du, nicht ich.
Ein Beat vibriert zwischen uns,
wie ein Motor in einer Sommernacht,
zieht uns mit,
bis die Straße uns frisst.
––
Was kommt,
hängt nicht an dir,
hängt nicht an mir.
Es rinnt,
wie Schweiß in den Kragen,
wie Regen, der tropft.
–––
Wir halten nichts zurück.
Dein Schrei schlitzt die Nacht entzwei,
mein Griff packt den Puls,
wie man eine Flasche packt,
kurz bevor sie leer ist.
––––
Und wenn alles zusammenkracht,
Hitze, Salz, der Glanz von zerknittertem Licht,
nehmen wir’s,
wie einen Refrain,
der zu gut ist,
um nicht noch einmal zu kommen,
noch einmal,
bis die Nacht uns ausspuckt.
–––––
Frederik Rentrop
Wipperfürth, 2010 - 
Pferdeschwanzgedanken
Ich ertappe mich.
Schon wieder.
Wie ich daran denke,
an ihren Haaren zu ziehen.
~
Nicht wild.
Nicht Tarzan.
Mehr so:
„Bleib mal kurz hier.“
~
Ein Griff.
Ein Mini-Statement.
Ein softes Ankern.
~
Sie trägt sie hoch,
Pferdeschwanz.
Absichtlich, natürlich.
Offen und Zopf.
Gummi vom Büdchen.
(Sie weiß, was sie tut.)
~~
Wenn sie tanzt …
vorn,
leicht außer Reichweite …
und tut, als wär ich Statist,
dann muss ich.
Ganz kurz.
Einmal.
~~~
Nicht halten,
nur markieren.
Ich seh dich.
Das da ist echt.
~~
Und sie?
Lässt es zu.
Vielleicht für mich.
Vielleicht für sich.
(Vielleicht beides.)
~
Ich mag sie.
Sehr sogar.
Sie hat was verändert
in mir.
Nicht viel …
besser: wenig.
~
Mit ihr ist selbst
Nichts machen
ein guter Plan.
~
Und manchmal,
wenn ich daran denke,
wie du gehst,
wie du bleibst,
wie du tanzt …
~~~
dann wird’s still
in mir.
Für einen Moment.
~
Und ich denk:
Das ist vielleicht Liebe.
(Oder was Besseres.)
~
Frederik Rentrop
2006 - 
Alles
Du gehst vor,
ich folge nah,
–
wir teilen den Takt,
und alles,
was er löst,
wenn du
leise laut bist.
––
Alles,
nur für uns,
–––
bis wir
wieder
atmen.
––––
Frederik Rentrop
Köln, 2003